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Backout – ist unser Stall gerüstet?

„Sind wir für Versorgungsausfälle vorbereitet?“

Diese Frage haben wir uns bisher kaum gestellt. Wenn jahrzehntelang ununterbrochen und zu keiner Zeit in Frage gestellt Strom und Wasser über öffentliche Netze funktionieren, Heizmaterial immer zur Verfügung steht, Ersatzteile für kritische Funktionsbereiche jederzeit erhältlich sind, Essen und Tierfutter immer gekauft werden können – dann wird man sehr leicht nachlässig.

Die aktuelle Situation in Europa und der Welt lässt momentan viele, und so auch uns UM- und über mögliche Problemszenarien NACHdenken. Welche Konsequenzen haben diese Gedanken eigentlich für uns als Stallbetreiber?

Wir haben uns gedacht, dass könnte ein ganz interessanter Beitrag hier sein und so wollen wir dir hier kurz einen Einblick geben, wie wir aktuell mit dem Thema Versorgungssicherheit am Alexanderhof umgehen.
Es betrifft ja im Notfall nicht nur uns persönlich, sondern auch vor allem die Pferde in unserem Stall, für die wir Verantwortung tragen. Wir glauben zwar nicht wirklich, dass eine ernsthafte Bedrohung im Raum steht. Aber der Zustand, dass wir so gar nicht wirklich gerüstet wären, der sollte doch wesentlich verbessert werden. Kleinere Teilausfälle sind lokal definitiv wirklich immer möglich.

 

Es begann also mit einer Feststellung: „Wir sind gegen Ausfälle kaum gerüstet“
setzte sich fort mit dem Entschluss: „Das wollen wir ändern“
und resultierte bald in der Frage: „WAS EIGENTLCH und WIE GENAU?“

Es stellte sich heraus, dass schon das WAS EIGENTLICH die Hauptfrage war, und das WIE GENAU eher leicht zu beantworten, aber umso mehr die Hauptarbeit war- und noch ist.

Das, „WAS EIGENTLICH“ haben wir für uns so definiert:
Wir wollen im Notfall zumindest für zwei Monate ohne externe Strom-, Trinkwasser- bzw. Heizmaterialversorgung auskommen können. Pferdefutter und Essen sollte zumindest für ein Monat (rationiert und reduziert) zur Verfügung stehen. All das sollte in jedem Fall, und eigentlich gerade auch bei langanhaltenden, frostigen Außentemperaturen gesichert sein. Einen gewissen Verlust an Komfort nehmen wir dabei jedenfalls in Kauf, nicht aber ernsthaften Schaden oder Leid an uns oder unseren Tieren.
Wir glauben, dass dies eine individuelle Entscheidung ist, die jeder für sich treffen muss.

 

Der Plan – also das „WIE GENAU„, in dessen Umsetzung wir uns gerade mittendrin befinden sieht nun folgendermaßen aus:

Stromversorgung:
Wie haben ein kleines Notstromaggregat angeschafft, dass ggf. einige Stunden am Tag laufen kann. Dazu musste definiert und berechnet werden, welche stark reduzierten Verbraucher am Ende tatsächlich benötigt und in Betrieb genommen werden könnten. Das zog schon einiges an Installations- und Verkabelungsaufwand nach sich.
Zusätzlich haben wir nun mehrere Notleuchten, Taschen- und Stirnlampen mit ausreichend (Akku-)Batterien auf Lager. Mittelfristig planen wir eine inselfähige Photovoltaikanlage, die mittels Batterien auch autark funktionieren soll.

Wasserversorgung:
Im Notfall versorgen wir über eine eigene Notbrunnenpumpe unsere Pferde weiter mit Wasser. Der Strom dafür käme dafür noch vom Notstromaggregat – mittelfristig von der PV Anlage. Der Hausbrunnen wird dafür saniert und die Wasserleitungen für die Notversorgung werden aktuell adaptiert. Auch der Betrieb der Kreislaufleitung im Stall, der im Winter ein Einfrieren der Wasserleitungen und Selbsttränker verhindern soll wurde gegen Stromausfall abgesichert.

Heizen/Kochen:
Wir haben parallel zu unserer Hauptheizung einen kleinen Holzofen installiert. Dieser kann völlig ohne elektronische Steuerung auch einen Teil des Hauses über das Zentralheizungssystem warm halten. Zusätzlich ist dieser Ofen ein Kochherd, womit die Frage der Essenszubereitung bei Stromausfall auch schon beantwortet ist. Eine Holzbevorratung in ausreichender Menge ist die logische Konsequenz daraus.

Die Bestände unsere Vorräte an wichtigen Akut-Medikamenten z.B. gegen Kolik oder andere Probleme, die bei unseren Pferden ggf. auftreten könnten, werden in Zukunft besser im Auge behalten.

 

Futtermittel/Essen/Trinken:
Wir sind generell auf Futterlieferungen angewiesen, weil wir selbst nichts produzieren. In Zukunft werden wir aber immer einen Notvorrat für zumindest einen Monat auf Lager halten. „Just in time“ Lieferungen halten zwar das Lager klein, aber in irgendeiner Form soll eine Mindestmenge nun immer im Haus sein. Gleiches gilt für unsere eigenen Lebensmittelvorräte. Trinkwasser kommt zur Not aus dem Hausbrunnen, für den wir auch eine Handpumpe installiert haben.

Kommunikation:
Wir haben uns einen Radioempfänger mit Kurbellader zugelegt. Handys können am Notstromaggregat geladen werden.
Weil das Ganze in Summe eigentlich nicht wenige Dinge sind, die da zu berücksichtigen sind, haben wir alles umspannend noch ein Dokument angefertigt, dass einerseits als Checkliste für wichtige Vorräte gleichzeitig eine Notfallplanung ist. Hier wird zum Beispiel festgehalten, wie das Wassersystem von Netz- auf Notfallbetrieb umgestellt werden soll. Immerhin sind das einige Ventile und Pumpen, die richtig gestellt werden wollen. Auch die Prozedur von Normal- auf Notheizung oder der Betrieb der Frostschutzsicherung für das Stallwasser ist Schritt für Schritt dokumentiert.

Also alles in Allem kam da einiges zusammen und ist teilweise noch in Erwartung der Umsetzung. Im Plan ist dann noch in Zukunft zumindest ein Tag im Jahr, an dem wir alles im Rahmen einer Übung testen wollen. Erst dann macht es wirklich einen Sinn. Denn was nützt der viele Aufwand, wenn es dann an einem Detail scheitert.

So viel zu unserer Herangehensweise, die sicher eine individuelle ist. Wir glauben das sich jeder zuerst einmal kurze Zeit selbst versorgen können sollte. Wenn etwas Größeres passieren sollte, dass längere Zeit Probleme oder Not hervorruft, dann müssen wir ohnehin als Gesellschaft in kleinem und großem Rahmen zusammenhalten und uns – von Mensch zu Mensch – gegenseitig helfen.

Irmi und Alexander

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